1. Ausgangssituation/Zusammenfassung

Im Zuge der Globalisierung beschleunigt sich der landwirtschaftliche Strukturwandel rapide.

  • Ein immer größerer Anteil der in der Landwirtschaft Beschäftigten wird von der Entwicklung ausgegrenzt und in den Ruin getrieben, deutlich zu sehen beispielsweise an der Milchmarktpolitik der EU.
  • Ein Teil der Bauern versucht sein Glück in dem mörderischen Konkurrenzkampf auf globalen Märkten, ein anderer Teil sucht in Marktnischen zu überleben.
  • Internationale Bauernsolidarität weicht der Frage nach dem Marktzugang auf fremden Märkten und der Beseitigung von „Wettbewerbsverzerrung“.
  • Der globalisierte Bauer ist der hochspezialisierte Agrarmanager, für den sich alles rechnen muss.
  • Großkonzerne und Spekulanten, die auf nachwachsende Rohstoffe setzen, kaufen und im großen Stil Ackerboden auf und verdrängen die einheimische Landwirtschaft.
  • Das wachsende Unbehagen der Verbraucher an dem globalisierten Lebensmittelangebot und den damit verbundenen Abhängigkeiten kommt immer mehr zum Vorschein. Gerade in der industrialisierten Landwirtschaft wird zunehmend mit genmanipulierten Saatgut gearbeitet. Durch die stark aufgefächerte Produktion von industriellen Lebensmitteln gelangen immer mehr Anteile aus genmanipulierten  Grundstoffen als Zusatzstoffe in die Lebensmittel. Lebensmitteltechnologie verkehrt den Nutzen von Nahrung als Lieferent von Lebensenergie und Gesundheit für Mensch und Tier in das Gegenteil: Industrielle Nahrung macht den Menschen krank.

Regionales Wirtschaften wird zunehmend als Gegenentwurf zu einer aus den Fugen geratenden Globalisierung unseres Lebens und Wirtschaftens begriffen. Mit dem Konzept einer regional verankerten Wirtschaft, welche die grundlegenden Güter und Dienstleistungen für die Lebensbedürfnisse der Menschen in der der Region erzeugt, kann den fatalen Abhängigkeiten, welche die Globalisierung immer weiter verstärkt, entgegengewirkt werden.

2. Regionales Wirtschaften und Globalisierung

Durch die einseitige Orientierung der Wirtschaftsakteure am globalen Markt sind große Gefahren entstanden, denn die sichere Grundversorgung der Bevölkerung auch in Krisenzeiten ist völlig aus den Blick geraten. Das Hauptproblem einer einseitigen Globalisierung der Wirtschaft besteht in der Schaffung von Abhängigkeiten. Die „Ausfallsicherheit“ der Versorgung der Bevölkerung mit lebensnotwendigen Gütern und Dienstleistungen durch zunehmende Spezialisierung und Konzentration der Produktion an wenigen Standorten tendiert mittlerweile gegen Null. Hinzu kommt der Einsatz zunehmend komplexer Technologien, mit denen nur mehr hochspezialisierte Fachleute umzugehen vermögen. Ein flächendeckender Stromausfall kann sich beispielsweise schnell zu einer Katastrophe ausarten. Ein rein auf den Weltmarkt orientiertes Wirtschaftssystem verliert die Bedürfnisse der heimischen Bevölkerung aus den Augen. Wie können Arbeitsplätze entstehen, wenn die globale Konkurrenzsituation eine ständige Rationalisierung im Produktionsprozess erzwingt und die Produktionsprozesse in diejenigen Länder verlegt, in welchen die Menschen sich am besten ausbeuten lassen?

Zielsetzung einer regionalen Wirtschaftsweise (http://www.regionales-wirtschaften.de)  ist es, eine optimale Versorgung der Bevölkerung zu erreichen und es den Menschen zu ermöglichen, ihren Lebensunterhalt aus eigener Kraft zu bestreiten.

Den Problemen einer rein globalen Orientierung – Abhängigkeit und die Gefahr von Instabilität – setzt die Regionalisierung die Förderung wirtschaftlicher Unabhängigkeit und regionaler Selbstversorgung entgegen, sowie eine Orientierung des dezentralen wirtschaftlichen Strukturaufbaus an den Bedürfnissen der lokalen Bevölkerung. Gemäß der Erfahrung, dass sich das Große aus dem Kleinen zusammensetzt, muss die globale Ökonomie als Zusammenspiel vieler regionaler Ökonomien gestaltet werden.

Eine regional orientierte Wirtschaftsweise zeichnet sich durch folgende Eigenschaften aus:

  • die Produktion rückt näher an den Endverbraucher, was den Produktionsprozess für die Verbraucher transparenter macht und die Berücksichtigung von Menschenrechten und umweltschonenden Verfahren fördert.
  • Wohnen, Arbeiten und Leben (Kultur, Bildung) rücken näher zueinander; Arbeits- und Transportwege verkürzen sich, der dafür nötige Zeitaufwand wird kleiner, umweltschädigende Emissionen werden eingespart.
  • die Abhängigkeit von überregionalen und globalen Entwicklungen wird verringert, der globale Konkurrenzdruck lässt nach.
  • die lokalen Ressourcen werden bevorzugt; ihre intensivere Nutzung bezieht brachliegende Kapazitäten ein: die Auslastung regionaler Unternehmen steigt, Arbeitssuchende werden in den Strukturaufbau einbezogen und finden durch ihren Beitrag zur regionalen Wirtschaft Lebenssinn.

Ideal aufgestellt ist eine Region, wenn sie

  • die Grundversorgung der Bevölkerung aus sich selbst heraus erbringen kann (Nahrung, Wohnen, Bildung, Kultur, Gesundheitsversorgung, Regionaltransport, regionale Kommunikation)
  • und darüber hinaus Spezialgüter/Spezialdienstleistungen auf dem globalen Markt anbieten kann, um die Erlöse zum Einkauf fremder Güter und Leistungen zu verwenden
  • Diese Konstellation ermöglicht eine autarke Lebensweise für das Lebenswichtige sowie eine Zusatzversorgung mit Spezialgütern. Diese Problematik trifft auf alle Regionen der Welt zu, ob sie nun in Entwicklungsländern oder entwickelten Ländern liegen.

3.   AutaRegio – Konzept für Regionales Wirtschaften

Im nachfolgenden Text werden die beiden Säulen des AutaRegio – Wirtschaftsmodells erläutert, nämlich der Genossenschaftsgedanke als Unternehmensform und Hanfanbau als eine ökonomische Grundlage des Wirtschaftens. Danach wird auf die spezielle Organisations- und Produktionsstruktur eingegangen.

3.1. Die Genossenschaft als Rechtsform

Die eingetragene Genossenschaft bietet zur Erreichung wirtschaftlicher Ziele überzeugende Vorteile. Die eG setzt auf Kooperation, Flexibilität und regionale Kompetenz. Die Genossenschaft steht für Gemeinschaft, demokratische Struktur, Sicherheit und Stabilität – und für den wirtschaftlichen Erfolg der Mitglieder. Sie ist eine Rechts- und Unternehmensform, die das gemeinsame wirtschaftliche Handeln fördert.

Spezifika und Vorteile:

  • Die eG ist allein und ausschließlich der Förderung der Interessen ihrer Mitglieder verpflichtet.
  • Mitglieder einer eG sind die Nutznießer der Leistungen des genossenschaftlichen Unternehmens.
  • Die eG ist eine demokratische Gesellschaftsform. Jedes Mitglied hat eine Stimme – unabhängig von der Höhe der Kapitalbeteiligung. Dies schützt vor der Dominanz Einzelner und sichert die Unabhängigkeit von externen Interessen.
  • Die eG ist eine juristische Person, die mit Eintragung in das Genossenschaftsregister eine eigene Rechtspersönlichkeit erlangt.
  • Die eG hat grundsätzlich drei Organe: Vorstand, Aufsichtsrat und Generalversammlung. Mitglieder des Vorstands und des Aufsichtsrats müssen selbst Mitglied der eG sein.
  • Die eG ist eine flexible und dadurch stabile Rechtsform. Ein- und Austritte von Mitgliedern sind problemlos ohne notarielle Mitwirkung oder Unternehmensbewertungen möglich.
  • Mitglieder einer eG können natürliche und juristische Personen werden.
  • Mitglieder einer eG haften nur mit ihrer Kapitalbeteiligung, wenn in der Satzung eine Nachschusspflicht ausgeschlossen wird.
  • Mitglieder einer eG haben beim Ausscheiden einen Anspruch auf Auszahlung des Auseinandersetzungsguthabens gegen die eG. Es ist keine Übernahme der Geschäftsanteile durch Dritte erforderlich und es besteht keine persönliche Nachhaftung.
  • Die eG ist den Kapitalgesellschaften steuerlich grundsätzlich gleichgestellt. Sie bietet darüber hinaus aber die Möglichkeit der genossenschaftlichen Rückvergütung.
  • Die eG ist Mitglied in einem genossenschaftlichen Prüfungsverband, der im Interesse der Mitglieder regelmäßig die wirtschaftlichen Verhältnisse und die Ordnungsmäßigkeit der Geschäftsführung sowie bei größeren eGs den Jahresabschluss prüft.
  • Die eG ist aufgrund der internen Kontrolle durch ihre Mitglieder und die unabhängige Prüfung durch den Genossenschaftsverband die mit weitem Abstand insolvenzsicherste Rechtsform in Deutschland.

3.2. Hanf als eine Basis für das regionale Wirtschaften im Chiemgau

Grundsätzliches

Eine hervorragende Webseite, welche keine Fragen über den Hanf offen lässt, ist hier angeführt: http://www.hanfkultur.com/partei/index.php/home.

Wenn hier von Hanf als Basis für regionales Wirtschaften die Rede ist, so soll das nicht bedeuten, dass die landwirtschaftliche Nutzfläche überwiegend mit der Pflanze bebaut werden soll. Gerade im Chiemgau muss die Milchwirtschaft weiterhin ein Bestandteil der bäuerlichen Struktur bleiben, vor allem in Gebieten mit starken Hanglagen. Ein Hanfanteil von 20% an der LNF in den Gebieten um die Genossenschaftswerke wäre ein vernünftiges Ziel. Mehrerer solcher Einheiten, verteilt über die Grünlandgebiete in Oberbayern, würden die erzeugte Milchmenge in den Regionen deutlich vermindern, so dass der Preisdruck auf dem Milchmarkt nachlässt und wieder ein vernünftiges Einkommen aus der Milchwirtschaft möglich ist. Das überhöhte Gülleaufkommen der intensiven Milchwirtschaft kann sinnvoll auf den Hanfflächen ausgebracht werden, da sich Gülle besonders gut als Dünger für die Pflanze eignen.

Kurze Geschichte des Hanfes

Hanf (Cannabis sativa) gehört zu den ältesten Nutzpflanzen der Welt und wächst in unterschiedlichen Klimazonen der Erde: Es gibt sowohl Sorten, die im subtropischen Klima Südamerikas beheimatet sind als auch Sorten, die an die Klimabedingungen Sibiriens angepasst sind (Ruderalhanf). Die einjährigen Pflanzen wachsen in ihrer weniger als ein halbes Jahr dauernden Wachstumsphase bis zu 4 Meter hoch und können als Basis für viele ökonomische Anwendungen genutzt werden.

Überall in Mitteleuropa wurde über Jahrhunderte hinweg Hanf angebaut, auch Deutschland war ein bedeutender Hanfproduzent. In der Mitte des 20. Jahrhundert verdrängten Kunstfasern den Hanf aus der Textilindustrie, unterstützt von der Anti-Cannabis Kampagne der USA. In vielen Staaten wurde eine Hanfprohibition verhängt. Im Dezember 1971 wurde schließlich auch in Deutschland die Verwendung von Cannabis verboten. Am 1. Januar 1982 wurde dann letztendlich sogar der Anbau von Hanf unter Strafe gestellt. Und so wurde die älteste Kulturpflanze der Menschheit gänzlich verboten. Erst mit der Suche nach nachwachsenden Rohstoffen ist das Interesse an der Nutzpflanze Hanf wieder gestiegen. In den 90ern kam durch die Zulassung von Faserhanfpflanzen mit einem Wirkstoffgehalt von unter 0,3% wieder Bewegung in die gesetzliche Lage. Wer heute vom Rohstoff Hanf, als natürliche Ressource spricht, meint damit in der Regel „Nutzhanf“. Dieser wird seit 1996 auch in Deutschland wieder legal angebaut und konnte dank seiner überlegenen Eigenschaften in vielen Bereichen der Wirtschaft wieder Fuß fassen.

Ansprüche an Boden und Klima

Hanf ist eine wuchsfreudige, unempfindliche Pflanze ohne Krankheiten und Schädlinge, die in praktisch allen Anbausystemen förderlich für die Bodengesundheit ist. Die Ansprüche des Hanfs an den Boden sind mit Ausnahme eines relativ hohen Wasserbedarfes nicht allzu groß. Die Massenentwicklung ist zwischen der 4. und der 10. Wachstumswoche am größten, in dieser Zeit ist auch der Nährstoff – und der Wasserbedarf relativ hoch. Der Anbau ist auch unter weniger günstigen Klima – und Bodenbedingungen möglich, sofern es sich nicht um sehr arme Sandböden oder kalte und feuchte Standorte handelt. Am besten geeignet sind allerdings tiefgründige, humose, kalkhaltige Böden mit guter Wasserversorgung, die neutral bis leicht basisch sein sollten. Die Pflanzen können bis zu 4 Meter hoch werden und leisten mit ihrer kräftigen Pfahlwurzel einen wertvollen Beitrag zur Bodenfruchtbarkeit. Da Hanf sehr selbstverträglich ist, kann er auch mehrere Jahre hintereinander auf der gleichen Fläche angebaut werden (Monokultur).

Die Samenernte erfolgt mit einem Axialmähdrescher, der die Pflanzen relativ hoch abschneidet. Die Erträge liegen zwischen 800 und 1300 kg/ha. Die Lagerung der Hanfsamen soll unter einem Wassergehalt von 8% erfolgen. Der Biomasseertrag beträgt auf mittleren Böden 10 – 12 to/ha.

Einsatzmöglichkeiten von Hanf

Die nachfolgenden Beispiele zeigen, dass der nachwachsende Rohstoff Hanf vom Stängel bis zu Blüten und Samen vollständig ökonomisch verwertbar ist – bei gleichzeitiger Beachtung der Ökologie. Pflanzenreste oder auch ganze Hanf-Pflanzen dienen als Biomasse, die in der Dieselproduktionsanlage verarbeitet werden. Je tiefer gestaffelt die Nutzung des Hanfes mit fortschreitendem Aufbau der AutaRegio – Genossenschaften vor sich geht, umso weniger Hanf bzw. Hanfabfälle stehen für Strom- und Dieselproduktion zur Verfügung. Dieser Tatsache muss natürlich Rechnung getragen werden.

Mit innovativen Anbausystemen wie dem Zweikulturnutzungssystem kann die Erzeugung von Biomasse zur energetischen Verwertung mit hohen Flächenerträgen bei gleichzeitigen positiven ökologischen Auswirkungen erhöht. Die Landwirtschaft kann mit einem intensiven Anbausystem neue Einkommensquellen erschließen. Dabei wird die hohe Flächenproduktivität aus der Vielfalt der Pflanzenarten erzielt. Neben dem Hanf gibt es eine Vielzahl anderer Arten, die dabei genutzt werden können. Hier muss die Entwicklung standortangepasster Anbausysteme vorangetrieben werden. Das Zweikulturnutzungssystem ist besonders für gute Böden mit ausreichender Wasserversorgung geeignet. Aber auch für marginalere Standorte sind produktive Systeme mit ökologischer Verträglichkeit machbar.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Hanföl als Lebensmittel und Grundstoff

Aus den Samen des Hanfes kann in herkömmlichen Ölpressen Hanföl gewonnen werden. Als Preßverfahren ist die Kaltpressung am besten geeignet. Die Preßtemperatur beträgt 40 – 60°C und so bleiben die empfindlichen Inhaltsstoffe erhalten. Bei einem Ölgehalt von 30 – 35 % kann man mit einem Ölertrag von 180 – 350 l/ha rechnen. Der verbleibende Preßkuchen stellt den Grundstock für weitere hochwertige Lebensmittel dar. Das Öl ist durch den hohen Anteil an wertvoller Linol – u. Linolensäure ein ernährungsphysiologisch sehr hochwertiges Öl. Es eignet sich mit seinem nußartigen Geschmack hervorragend als Speiseöl. Das Hanfsamenöl zeichnet sich durch einen ausgewogenen Anteil an mehrfach ungesättigten Fettsäuren aus, deren Anteil bei ca 90% liegt.    Eine weitere wichtige Fettsäure im Hanföl, die Gammalinolensäure, kommt äußerst selten in Pflanzen vor (Hanföl 2 bis 4%). Da Hanföl einen hohen Anteil an Triacylglycerinen hat, bietet sich der Öleinsatz im Bereich der Kosmetikzusatzstoffe oder der Einsatz in der Reinigungsmittelerzeugung an. Durch bekannte chemische Verfahren (Verseifung, Ethoxylierung, Sulfatierung) können aus Hanföl verschiedene Rohstoffe (Seifen, Emulgatoren, Lösungsmittel, Pflegestoffe, Tenside) für die Kosmetik- und Reinigungsindustrie erzeugt werden. Die Rohstoffe zeichnen sich durch leichte biologische Abbaubarkeit und besondere Pflegeeigenschaften aus. Das Öl wird aber auch als vollständiges Öl in die Kosmetika eingebracht. Aufgrund der Molekülstruktur, die sich aufgrund der mehrfach ungesättigten Fettsäuren ergibt, besitzt Hanföl sehr gute Gleiteigenschaften, welche die Kosmetika sehr haut- und haarfreundlich machen.

Hanföl kann wie jedes andere Öl durch chemische Veredelungsprozesse weiterverarbeitet werden, um daraus Kunststoffe, Farben, Lacke oder andere Ölprodukte herzustellen. Bereits heute gibt es Kosmetika und Waschmittel auf Hanfbasis zu kaufen. Hanf hat das Potential, ein “regional förderbarer” Rohstoff für die Chemieindustrie zu werden.

Hanf als Eiweißlieferant

Ein wichtiger Aspekt ist die Produktion von extrem gesundem Eiweiß aus dem Presskuchen der Hanfölproduktion. Hanfprotein enthält alle  essentiellen Aminosäuren in einer für den Menschen optimalen Zusammensetzung. Es gilt als das hochwertigste Pflanzeneiweiß. Der Proteingehalt von 20 – 24% enthält alle essentiellen Aminosäuren in einem für den menschlichen Stoffwechsel geeignetem Aufnahmeverhältnis. Für das Immunsystem und die Bildung von Antikörpern spielen die Globuline (bis zu 65% im Hanfprotein enthalten) eine wichtige Rolle. Im Vergleich zu anderen pflanzlichen Lebensmitteln enthalten die Hanfsamen auch einen bemerkenswert hohen Gehalt an B-Vitaminen, Vitamin E, Calcium, Magnesium, Kalium und Eisen.

Hanf als Faserlieferant für Papier und Textilien

Baumwolle ist heute der wichtigste (nachwachsende) Rohstoff für die Herstellung von Textilien. Baumwolle wächst jedoch nur in wenigen Regionen der Welt und ist auf große Mengen chemischer Unterstützerstoffe (Düngemittel, Schädlingsbekämpfungsmittel usw.) angewiesen. Mit dem Import von Baumwolle und auf Baumwolle basierenden Produkten wird also immer auch die Einbringung von Chemikalien in die Natur gefördert. Im Gegensatz zur Baumwolle ist für den Hanfanbau wenig bis gar kein Dünger und auch keine Pestizide notwendig. Dabei lassen sich alle Textilien auch aus Fasern aus Hanf herstellen. Bereits heute gibt es eine Vielzahl von Textilien, die aus Hanffasern bestehen; historisches Beispiel ist die erste Levi’s Jeans, die aus Hanf gemacht war. Dieselben Fasern dienten bereits über Jahrhunderte zur Herstellung von Papier, so war beispielsweise Gutenbergs erste Bibel auf Hanfpapier gedruckt. Nicht nur zu Papier und Textilien lassen sich die Hanffasern verarbeiten, auch als Dämmwolle findet die Pflanze Verwendung. “Staubarme Verarbeitung, Hautverträglichkeit ohne Juckreizverursachung und gute Dämmwerte” (Thermo-Hanf.de) machen aus Hanf ökologisch wertvolles Baumaterial. Werden Hanfschäben, der holzige Anteil des Hanfstengels, mit Kalk oder Zement gemischt, entstehen dem Gasbeton ähnliche Ziegel. Gepresst und verleimt entstehen aus den Pflanzenteilen Bretter, die als Alternative zu Massivholz verwendet werden.

Hanf als Heilmittel

Doch auch im Rahmen von Heilungsprozessen sind Hanfprodukte einsetzbar. Hanföl wirkt bei Neurodermitis und Allergien, die bei Hanfrauchern beliebten Inhaltsstoffe des Hanfs erzielen vielfältige medizinische Wirkungen, die Basis für eine regionale pharmazeutische Verarbeitung sein können. Tetrahydrocannabinol (THC) und andere Cannabinoide werden zur Hemmung von Übelkeit und als Appetitanreger bei Krebs- und Aids-Therapien eingesetzt. Die Forschung über Cannabis als Medizin steht dabei eher noch am Anfang. Hingewiesen sei auch auf Hanf als Antibiotikum (siehe http://www.unodc.org/unodc/bulletin/bulletin_1960-01-01_3_page003.html).

Hanfernte mittlerweile unproblematisch

Durch verschiedene Aggregate an einer Deutz-Fahr-Erntemaschine (Top Liner) ist es möglich den Hanf zu mähen, einzuziehen, einzukürzen, auszudreschen und auszuwerfen. Somit ist in einem Arbeitsgang, bei einer Arbeitsbreite von 4,50 m, eine gleichzeitige Stroh- und Körnerernte möglich. Die Aggregate sind inzwischen optimal aufeinander abgestimmt. Dadurch erhöht sich Wertschöpfung und Wirtschaftlichkeit des Anbaus von Nutzhanf. Durch den Einsatz sogenannter Kombisorten wird auch ein deutlich höherer Kornertrag erzielt (600-900 kg/ha). Durch die größere Vorkonditionierung des Hanfstrohs beim Erntevorgang läuft die Feldröste gleichmäßiger und schneller ab. Der Hanfvollernter stellt somit einen entscheidenden Durchbruch bei der Erntetechnik dar, da der Faktor Wirtschaftlichkeit bei immer weiter sinkenden Subventionen immer mehr an Bedeutung gewinnt.

Fortsetzung folgt